Während die Qualifikationsspiele der europäischen Nationalmannschaften auf die Weltmeisterschaft 2018 in Russland begonnen haben, wirft bereits ein anderes wichtiges Fußball-Ereignis seine Schatten voraus: die Europameisterschaft 2020, die sich deutlich von bisherigen Fußball-Europameisterschaften unterscheidet. Genau wie die Europameisterschaft 2016 in Frankreich wird die Europameisterschaft 2021 mit 24 Mannschaften ausgetragen, doch wird sie im Gegensatz von bisherigen Fußball-Europameisterschaften nicht nur in einem oder zwei Ländern, sondern gleich in 13 Ländern ausgetragen. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Austragungsmodus ist, dass die Europameisterschaft im Jahr 2020 ihr 60-jähriges Jubiläum feiert. Einer der Austragungsorte für die Europameisterschaft 2021 ist Sankt Petersburg mit dem Gazprom Arena. Mit dem Bau des Stadions wurde bereits begonnen, das Stadion soll 2017 fertiggestellt werden.

Austragung der Europameisterschaft 2021 und Anforderungen an die Stadien

Am 30. Juni 2012 hatte der damalige UEFA-Präsident Michel Platini anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Europameisterschaft die Idee, die Europameisterschaft in ganz Europa auszutragen. So wurde beschlossen, die Europameisterschaft in 13 Ländern auszutragen. Von diesen Ländern sind zwölf Gastgeber für jeweils drei Gruppenspiele und ein Achtel- oder Viertelfinalspiel, während ein 13. Land Gastgeber für die beiden Halbfinalspiele und das Finale ist. Die Wahl für den Gastgeber der Halbfinalspiele und des Finales fiel auf das Londoner Wembley Stadion, da es neu ist und alle Anforderungen erfüllt. Die 54 europäischen Nationalverbände durften eine Bewerbung für die Halbfinalspiele und das Finale sowie eine weitere Bewerbung für die Gruppenspiele und das Achtel- oder Viertelfinalspiel einreichen.

Gazprom Arena Russland
Gazprom Arena
Bild: imago images / Russian Look

Die Stadien mussten eine bestimmte Mindestkapazität an Sitzplätzen vorweisen; für die Halbfinalspiele und das Finale war eine Kapazität von 70.000 Zuschauerplätzen vorgeschrieben. Die Gazprom Arena verfehlt diese Anforderungen, sie bietet lediglich Platz für etwas mehr als 62.000 Zuschauer, wenn es fertig ist. Die Spielstätten für die Gruppen- und Viertelfinalspiele müssen Platz für mindestens 60.000 Zuschauer bieten, diese Anforderungen wird die Gazprom Arena erfüllen. Für die Stadien, die Austragungsstätte von Gruppen- und Achtelfinalspiele sind, gilt nur eine Mindestkapazität von 50.000 Zuschauerplätzen. Bei Stadien, die zur Bewerbung bereits geplant, aber mit deren Bau noch nicht begonnen wurde, müssen die Bauarbeiten spätestens 2016 beginnen, mit dem Bau der Gazprom Arena wurde bereits begonnen. Kann ein Stadion nicht pünktlich fertiggestellt werden, müssen die Spiele nachträglich an eine andere Stadt vergeben werden.

Die Gazprom Arena – ein Stadion mit Bauverzögerungen

Die Gazprom Arena befindet sich im Bau, sie entsteht auf der Insel Krestowkij, die zu Sankt Petersburg gehört. Um den Neubau zu errichten, wurde das alte Kirow-Stadion 2006 abgerissen. Der Stadtrat von Sankt Petersburg genehmigte bereits 2004 den Neubau des Stadions, doch erst im August 2006 wurde durch eine Jury für den Entwurf des japanischen Architekten Kisho Kirokawa entschieden, der ein reines Fußballstadion mit Plätzen für 62.167 Zuschauer vorsieht. Die Bauarbeiten sollten im April 2007 beginnen, bereits für den August 2009 war die Fertigstellung geplant. Aufgrund von Problemen beim Baugrund und der damit verbundenen explodierenden Baukosten verschob sich die Fertigstellung mehrmals, nun ist die Fertigstellung für 2017, pünktlich zum FIFA Konföderationen-Pokal, geplant. Es ist davon auszugehen, dass die Gazprom Arena pünktlich zum FIFA Konföderationen-Pokal fertiggestellt wird, denn das Stadion nimmt jetzt mehr und mehr Gestalt an. Die Baukosten des Stadions werden mittlerweile mit 930 Millionen Euro beziffert. Das Sportkomitee rief im Juli 2009 die Bürger dazu auf, Namen für das neue Stadion vorzuschlagen. Die Wahl fiel auf Gazprom-Arena, denn Gazprom ist Sponsor von Zenit Sankt Petersburg.

Design und Ausstattung der Gazprom Arena

Das Stadion soll in seiner Form an ein Raumschiff erinnern und futuristisch wirken, es soll eines der modernsten Stadien der Welt werden. Das neue Stadion soll mit

  • verschließbarem Dach
  • ausfahrbarem Rasen in Form von Naturrasen
  • mehr als 62.000 Plätzen
  • Spielfläche von 105 x 68 Metern

ausgestattet sein. Der Neubau des Stadions nimmt deutlich Gestalt an, es ist bereits klar erkennbar, wie das Stadion aussehen soll. Beim verschließbaren Dach und beim ausfahrbaren Rasen stand die Veltins-Arena in Gelsenkirchen, die Spielstätte des Bundesligisten Schalke 04, Pate. Der Rasen kann bei der Veltins Arena ausgefahren werden, so können Schäden am Rasen vermieden werden. Auch das verschließbare Dach kann helfen, Schäden am Rasen zu vermeiden. Der ausfahrbare Rasen und das verschließbare Dach mit seiner besonderen Konstruktion sind neben dem Baugrund einige der Gründe für die explodierenden Kosten beim Bau des Stadions. Dank des verschließbaren Daches soll auch im Winter im Stadion eine konstante Temperatur von mindestens 15 Grad Celsius gewährleistet sein.

Die Gazprom Arena – ein Stadion der UEFA Klassifikation 4

Die Gazprom Arena soll die Anforderungen der höchsten Klassifikation der UEFA, Klassifikation 4, erfüllen. Genaue Details über die Ausstattung liegen noch nicht vor, doch gelten gemäß der Klassifikation Mindestanforderungen:

  • Spielfläche von 105 x 68 Metern
  • mindestens 500 VIP-Plätze, darunter 100 VIP-Plätze für die gegnerische Mannschaft
  • alle Sitzplätze überdacht
  • keine Zäune zwischen Spielfeld und Zuschauerraum
  • exklusiver Bewirtungsbereich mit mindestens 400 Quadratmetern Fläche
  • Presse- und Konferenzräume
  • Pressetribüne
  • moderne Flutlichtanlage
  • Notstromaggregat, das sofort und ohne Unterbrechung für die volle Lichtleistung sorgt
  • Mindestzahl an Parkplätzen für Mannschaftsbusse sowie für PKW und Busse der Besucher

Die Gazprom Arena wird alle diese Anforderungen erfüllen, es bietet mehr als 62.000 Sitzplätze, darunter werden genügend VIP-Sitzplätze sein. Auch eine Pressetribüne sowie Presse- und Konferenzräume mit der erforderlichen Zahl an Plätzen werden vorhanden sein, ebenso werden genügend Parkplätze errichtet. Das neue Krestowskij Stadion wird mit Restaurants für verschiedene Anforderungen ausgestattet sein, auch der exklusive Bewirtungsbereich wird groß genug sein.

Die Gazprom Arena und die Infrastruktur

Zusammen mit dem Gazprom Arena entsteht eine neue Infrastruktur; bislang war die Infrastruktur auf der Insel Krestowskij rund um das Stadion noch nicht vollständig ausgebaut. Die Gazprom Arena wird an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen, es wird mit PKW und Bussen, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein. Wichtig ist auch, dass die entsprechenden gastronomischen Einrichtungen wie Hotels und Restaurants rund um das Stadion entstehen, damit die Besucher der Spiele die passende Unterkunft finden. Nicht erst zu den Spielen der Europameisterschaft, sondern bereits zu den Spielen des FIFA Konföderationen-Pokals 2017 muss die Infrastruktur perfekt ausgebaut sein. So wie die gegenwärtigen Baumaßnahmen erfolgen, sieht es so aus, als ob alles pünktlich fertig wird.

Spiele der Europameisterschaft im Gazprom Arena

Die Gazprom Arena ist eine der 13 Austragungsstätten für die Europameisterschaft 2021. Im Gazprom Arena werden drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale ausgetragen, es steht jedoch noch nicht fest, wann diese Spiele stattfinden und welche Mannschaften sich in den Gruppenspielen gegenüberstehen. Die Europameisterschaft wird wahrscheinlich wieder von Mitte Juni bis Mitte Juli ausgetragen und über vier Wochen dauern, genau wie die Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Die Gastgeber für die Europameisterschaft 2021, zu denen Russland gehört, haben sich nicht automatisch für die Weltmeisterschaft 2020 qualifiziert, sie müssen genau wie die anderen Teilnehmer Qualifikationsspiele absolvieren. Schafft Russland die Qualifikation für die Europameisterschaft 2021, dann werden die Gruppenspiele mit russischer Beteiligung im Gazprom Arena ausgetragen.

Der FIFA Konföderationen-Pokal – eine Bewährungsprobe

Eine Bewährungsprobe für die Weltmeisterschaft 2018 und die Europameisterschaft 2021 ist der FIFA Konföderationen-Pokal 2017. Das Land, das eine Weltmeisterschaft ausrichtet, ist Gastgeber für den FIFA Konföderationen-Pokal ein Jahr zuvor. Russland wird Gastgeber für die Weltmeisterschaft 2018, daher findet der FIFA Konföderationen-Pokal 2017 vom 17 Juni bis zum 02. Juli 2017 in Russland statt. Der FIFA Konföderationen-Pokal wird in vier Stadien in Russland ausgetragen; die Gazprom Arena ist Austragungsort für das Eröffnungsspiel, ein weiteres Gruppenspiel der Gruppe A, ein Gruppenspiel der Gruppe B sowie das Finale. Bis dahin muss das Stadion fertig sein; läuft alles gut ab, kann davon ausgegangen werden, dass auch die Europameisterschaft 2021 gut über die Bühne geht.

Die Gazprom Arena als Austragungsstätte für die Weltmeisterschaft 2018

Ist die Gazprom Arena fertig, gehört es, genau wie das Olympiastadion Luschniki in Moskau, zu den größten Austragungsstätten der Spiele der Weltmeisterschaft 2018. Es dient als Austragungsstätte von mehreren Gruppenspielen, einem Achtelfinalspiel, einem Halbfinalspiel und dem Spiel um den dritten Platz. Das sind Bewährungsproben genug für ein Stadion, das neu errichtet wird. Meistert die Gazprom Arena alle diese Anforderungen, hat es seine Bewährungsprobe für die Europameisterschaft bestanden. Das sind hohe Ziele, die sich Russland und Sankt Petersburg gestellt haben, doch Voraussetzung ist die pünktliche Fertigstellung des Stadions.

Die Gazprom Arena als Austragungsort für vielfältige Veranstaltungen

Die Gazprom Arena wird als Austragungsstätte der Heimspiele von Zenit Sankt Petersburg errichtet, nachdem das Kirow-Stadion abgerissen wurde. Die Gazprom Arena ist als Austragungsstätte von

  • Spielen des FIFA Konföderationen-Pokals 2017
  • Spielen der Weltmeisterschaft 2018
  • Spielen der Europameisterschaft

bereits fest eingeplant, doch kann es auch für andere Fußball-Veranstaltungen verwendet werden. Es eignet sich auch für Spiele der UEFA Europa League und der UEFA Champions League, auch Finalspiele dieser internationalen Pokalwettbewerbe können dort ausgetragen werden. Das Stadion eignet sich jedoch auch gut für Konzerte und andere Musikveranstaltungen.

Die Gazprom Arena als Nachfolger des Kirow-Stadions

Das Kirow-Stadion war altehrwürdig, es wurde 1950 errichtet und 2006 abgerissen, da es die Anforderungen an ein modernes Stadion nicht erfüllte. Es bot vor seinem Abriss Platz für 72.000 Zuschauer, doch waren die Plätze nicht überdacht. Das Kirow-Stadion war mit einer Leichtathletik-Anlage ausgestattet; das neue Gazprom Arena wird nicht über eine Leichtathletik-Anlage verfügen. Das neue Gazprom Arena verfügt im Gegensatz zum Kirow-Stadion über ein verschließbares Dach, alle Sitzplätze sind überdacht, es entspricht den modernen Sicherheitsstandards.

Fazit

Sankt Petersburg ist einer der Austragungsorte für Spiele der Europameisterschaft 2021; im Gazprom Arena sollen drei Gruppenspiele und ein Viertelfinalspiel ausgetragen werden. Noch befindet sich dieses Stadion im Bau, es soll 2017 zum FIFA Konföderationen-Pokal 2017 fertiggestellt werden. Es soll Spielstätte von Zenit St. Petersburg sein, doch sollen dort auch Spiele des FIFA Konföderationen-Pokals und Spiele der Weltmeisterschaft 2018 dort ausgetragen werden. Es sieht so aus, als ob das Stadion pünktlich fertiggestellt wird.